Meine Katze hat Durchfall-Was kann ich tun?

Durchfall ist für Katze und Halter ein unangenehmes Problem. In milden Fällen reguliert sich die schlechte Kotkonsistenz in ein paar Tagen von allein. In anderen Fällen wird sie mitunter über Jahre zu einem dauerhaften Problem. Im Folgenden könnt ihr lesen, welche Ursachen Durchfall auslösen können, wie ihr bzw. eure Tierärzte herausfinden können, was bei eurer Katze dahinter steckt und vor allem, wie eurer Katze geholfen werden kann.

Was ist Durchfall überhaupt?

Bei Durchfall ist die Kotkonsistenz verändert. Diese kann breiig, wässrig oder schleimig sein, zum Teil ist der Kot auch blutig. In vielen Fällen muss die Katze auch öfter Kot absetzen als normal oder wird gar unsauber.

Wichtig ist es zu wissen, dass Durchfall an sich keine eigenständige Erkrankung ist, sondern EIN Symptom für eine ganze Palette an verschiedenen Erkrankungen darstellt.

Je nach Dauer der Symptome wird zwischen akutem und chronischem Durchfall unterschieden.

Von akutem Durchfall spricht man, wenn der Durchfall ein bis max. sieben Tage anhält. Typisch ist dabei ein plötzliches Auftreten. Oft treten dabei auch Begleitsymptome wie Erbrechen oder Fieber auf.

Hält der Durchfall länger als 14 Tage an oder tritt in kurzen Abständen immer wieder auf, spricht man von chronischem Durchfall. In einigen Fällen ist der weiche Kot dabei das einzige offensichtliche Symptom und die Katze wirkt ansonsten völlig fit.

Was sind mögliche Ursachen von Durchfall?

Die Ursachen von Durchfall können ganz unterschiedlicher Art sein. Oft ist er harmlos, manchmal steckt aber auch eine schwerwiegende Erkrankung dahinter.

Ursachen von akutem Durchfall:

  • verdorbenes Futter, plötzlicher Futterwechsel, Überfressen
  • Infektionen mit Bakterien, Viren (FeLV, FIV, Parvoviren, Coronaviren) oder Parasiten (Würmer, Giardien, Tritrichomonaden)
  • Aufnahme von Fremdkörpern
  • nach Medikamentengabe z.B. Antibiotika oder Wurmkuren
  • Giftaufnahme
  • andere Grunderkrankungen wie Bauchspeicheldrüsen-, Leber- oder Nierenprobleme
  • Darmverschlüsse

Ursachen von chronischem Durchfall:

  • Infektionen mit Giardien, Tritrichomonaden, Würmern, Bakterien oder Viren (FeLV, FIV, Coronaviren)
  • chronische Darmentzündungen (IBD)
  • Tumore
  • Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder -insuffizienzen
  • Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
  • Diabetes mellitus
  • Leber oder Nierenerkrankungen
  • Stress
  • Ursachen im Zusammenhang mit der Fütterung wie unpassende Futterzusammensetzung z.B. zu viel Fett, zu wenig Ballaststoffe, schwer verdauliches Futter oder Futtermittelallergien

Was sind die Symptome und wie wird eine Diagnose gefunden?

Das Aussehen des Durchfalls kann dem Tierarzt schon einiges an Informationen liefern.

Rote Stellen am Kot sind ein Hinweis auf frisches Blut aus dem Darm. Kleine Blutstippchen treten oft schon aufgrund einer Reizung der Darmschleimhaut durch den ständigen Kotdrang auf. Schwarzer Kot (Teerstuhl) ist ein Hinweis auf verdautes Blut z.B. bei Magengeschwüren.

Weiße, reiskornartige Stellen im Kot können auf Wurmbefall hindeuten. Zementfarbener, fettiger, voluminöser Kot tritt bei einer Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse auf.

Schleim am Kot ist ein Zeichen für ein Problem im Dickdarmbereich und ist  häufig im Zusammenhang mit Giardien oder Futtermittelallergien zu beobachten. Grünlicher Kot kann bei Gallenproblemen vorkommen.

Wenn ihr mit eurer Katze wegen Durchfall zum Tierarzt geht, wird dieser als erstes eine klinische Allgemeinuntersuchung durchführen. Diese gibt ihm unter anderem Aufschluss über die Kreislaufsituation und den Flüssigkeitshaushalt eurer Katze. Er kann tasten, ob ihr Bauch schmerzhaft ist und die Körpertemperatur messen. Danach entscheidet er, ob weiterführende Untersuchungen nötig sind.

Eine Kotuntersuchung gibt Aufschluss über eventuellen Parasitenbefall, krankmachende (pathogene) Bakterien oder Pilze. Eine Blutuntersuchung ist wichtig, um unterliegende Organerkrankungen abzuklären wie Leber-, Bauchspeicheldrüsen- oder Nierenerkrankungen oder endokrine Erkrankungen wie Diabetes oder eine Schilddrüsenüberfunktion.

Mittels Röntgen und Ultraschall kann nach Tumoren, aufgenommenen Fremdkörpern oder chronischen Entzündungen geschaut werden.

Akuter Durchfall, was könnt ihr zuhause tun?

Katzen dürfen nicht hungern gelassen werden. Gerade bei übergewichtigen Tiere können Außerdem muss immer ausreichend Wasser zur Verfügung stehen.

Generell sollten Katzen mit Durchfall zum Trinken animiert werden, um einer Dehydrierung vorzubeugen. Eventuell kann Trinkwasser mit Hühnerbrühe (selbst gekocht ohne Salz) schmackhafter gemacht werden.

Die Katzen sollte zudem Ruhe bekommen, um sich erholen zu können.

Mageres Geflügelfleisch eignet sich oft gut als Schonkost

Was kann als Schonkost gegeben werden?

Als Schonkost eignen sich zum Beispiel mageres, gekochtes Hühnchen- oder Putenfleisch oder magerer Hüttenkäse mit ein wenig  Möhrensuppe (oder Möhrenbrei für Babys) und (bei Akzeptanz) etwas Reisschleim. Im Handel oder beim Tierarzt vor Ort ist auch fertige Magen-Darm-Schonkost in Nass- und Trockenfutterversion zu bekommen, da Katzen oft  recht eingefahren sind auf die Futterform und sich z.B.  schlecht von Trockenfutter auf selbstgekochte Kost umstellen lassen.

Übrigens, dass bei Giardien auf die Fütterung von Kohlenhydraten verzichtet werden sollte ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Giardien können nicht “ausgehungert” werden.

Flohsamenschalen binden Wasser im Darm und können helfen, die Kotkonsistenz zu verbessern.

Die Schonkost sollte ca. 5 Tage lang gegeben werden und dann langsam (durch Vermischen) wieder das normale Futter eingeführt werden. Passende Schonkostrezepte findet ihr hier.

Weniger sinnvoll ist die Gabe von Aktivkohle (außer im Falle einer Vergiftung durch den Tierarzt verordnet). In den meisten Fällen wird diese viel zu gering dosiert, als dass sie helfen könnte. Katzen benötigen nämlich 4 Tabletten pro kg Körpergewicht, das wären bei einer 4 kg Katze bereits 16 Kohletabletten.

Bitte gebt den Katzen niemals selbst irgendwelche Medikamente ohne Rücksprache mit einem Tierarzt. Buscopan kann zum Beispiel bei Fremdkörperaufnahme die Problematik verschlechtern.

Was ist mit einer Darmsanierung?

Das, was landläufig als Darmsanierung betitelt wird, beschreibt eigentlich die Gabe eines Pro- und eines Präbiotikums zur Unterstützung der gewollten Darmflora. Probiotika sind gute Darmbakterien, die der Katze oral gegeben werden. Präbiotika sind bestimmte Faserstoffe wie Pektin oder Inulin, die den guten Bakterien als Nahrung dienen. In vielen Fällen können Pro- und Präbiotika unterstützend bei Durchfällen wirken. Allerdings ist dies eigentlich erst sinnvoll, wenn die Grundursache für den Durchfall gefunden und behoben wurde. Besteht zum Beispiel eine Futtermittelallergie oder ein Problem mit der Verdauung von Nährstoffen, die die Besiedlung des Darms mit falschen Bakterien begünstigen, kann auch eine reine “Darmsanierung” nicht helfen, solange die eigentliche Grundursache nicht behoben wurde.

Wann solltet ihr zum Tierarzt gehen?

Wenn die Katze schlapp wirkt, sollte sie auf jeden Fall beim Tierarzt vorstellig werden

In folgenden Fällen solltet ihr nicht länger abwarten, sondern den Tierarzt aufsuchen:

  • Wenn die Katze Fieber hat. Die Körpertemperatur bei Katzen wird im After gemessen und sollte zwischen 38 und 39 °C liegen.
  • Wenn die Katze schlapp wird oder andere Symptome wie Erbrechen, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Bauchschmerzen, Unruhe oder Zittern hinzukommen.
  • Wenn Teerstuhl (schwarzer Kot ) oder blutiger Kot auftreten oder der Durchfall extrem stark ist.
  • Wenn der Durchfall länger als 48 Stunden andauert.
  • Wenn die Katze dehydriert ist. Dies fällt als erstes an den Schleimhäuten z.B. im Maul auf. Wenn der Flüssigkeitshaushalt eurer Katze nicht ausreichend gedeckt ist, werden diese klebrig-pappig statt feucht-glänzend. Wenn ihr an Hals oder Rumpf eine Hautfalte hochzieht und diese nur langsam wieder verstreicht oder gar stehen bleibt, ist der Flüssigkeitsverlust bereits deutlicher vorangeschritten!
  • Bei älteren oder bereits geschwächten Tieren sowie Kitten
  • Wenn ihr euch irgendwie unsicher seid, wie die Situation eurer Katze zu bewerten ist, solltet ihr ebenfalls einen Tierarzt aufsuchen. Lieber die Katze einmal mehr dort vorstellen, als zu wenig.

Durchfall bei Kitten - Gibt es Besonderheiten?

Durchfall bei Kitten unter 12 Wochen sollte immer zügig dem Tierarzt vorgestellt werden. Bei Kitten ist der Flüssigkeitsverlust durch Durchfall schnell lebensgefährlich. Auch können diese rasch unterzuckern.

Dauerhafter oder ständig wiederkehrender Durchfall – Was ist zu tun?

Oft sind Katzen mit chronischem Durchfall sonst fit. Wichtig ist zunächst die Abklärung beim Haustierarzt zum Ausschluss schwerwiegenderer oder unterliegender organischer Ursachen mittels Blut- und Kotprobe sowie eventueller Bildgebung (Röntgen oder Ultraschall)(siehe Diagnostik).

Findet der Kollege bei diesen Untersuchungen eine Ursache für die Durchfallproblematik, sollte die Fütterung entsprechend der jeweiligen Grunderkrankung angepasst werden z.B. eine Leberdiät bei Lebererkrankungen oder eine fettreduzierte Kost bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Bleiben die Untersuchungen hingegen ohne Auffälligkeiten, sollte auf jeden Fall einmal die Fütterung genauer unter die Lupe genommen werden, um mögliche fütterungsbedingte Durchfall-Ursachen abzuklären. Hierbei helfe ich euch gerne weiter. Anhand der Probleme der Katze und der Fütterungsvorgeschichte erstelle ich einen Plan, um systematisch mögliche fütterungsbedingte Durchfallauslöser mit euch aufzuarbeiten. Hierbei spielen viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Diese reichen vom Eiweiß-, Fett-, Kohlenhydrat- und Ballaststoffgehalt der Katzennahrung über die Verdaulichkeit der Zutaten, Zubereitungsart und Mahlzeitenfrequenz des Futter bis hin zu Futtermittelallergien.

Wie könnt ihr Durchfall vorbeugen?

Natürlich könnt ihr nicht allen Ursachen für Durchfall vorbeugen. Aber ein paar Tricks vermindern schon einmal, die Wahrscheinlichkeit, dass Durchfall im Zusammenhang mit einigen typischen Auslösern auftritt.

Ihr solltet adrupte Futterumstellungen vermeiden, sondern neues Futter langsam einführen. Dafür mischt ihr das alte mit dem neuen Futter über ca. eine Woche und lasst dabei den Anteil des neuen Futters immer größer und den Anteil des alten Futters immer kleiner werden bevor ihr komplett umstellt.

Ihr solltet den Kot eurer Katzen regelmäßig in einem tierärztlichen Labor auf Würmer untersuchen lassen (auch bei Wohnungskatzen). Kotuntersuchungen mit Sets zum selber Sammeln und Einschicken, liefern leider oft fragwürdige Ergebnisse. Wichtig ist, dass der Kot für die Untersuchung auf Parasiten über drei Tage gesammelt wird (von jedem Haufen ein bisschen Kot einsammeln).

Der Futter- und Wassernapf sollten täglich mit heißem Wasser gereinigt werden. Das Katzenfutter sollte hygienisch gelagert und vor allem nach Anbruch schnell verbraucht werden, vor allem bei frischem Fleisch und Nassfutter! Die Katze sollte selbstverständlich nicht übermäßig mit Speiseresten gefüttert werden. Eine ausgewogene, zur individuellen Katze passende Ernährung ist natürlich auch zum Vorbeugen von Magen-Darm-Erkrankungen das A und O.

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